Historie

Der Versuch einer Chronik

Märchen beginnen: "Es war einmal..."
Was bei uns vor hundert Jahren begann, das war kein Märchen, sondern eine Tatsache, an die wir uns erinnern wollen. Es waren einige beherzte Frauen und Männer, die seinerzeit den Mut hatten, auch in unserem Ort einen Turnverein zu gründen. Zu dieser Zeit zählte unsere Gemeinde flächenmäßig so groß wie

unsere Altgemeinde Schwei, rund 1 800 Einwohner. Diese Frauen und Männer hatten nicht nur die Notwendigkeit erkannt, sie hatten auch das Zeichen des in früheren Zeiten umstrittenen Begründers der deutschen Turnbewegung, Friedrich Ludwig Jahn, verstanden, seine Ideen des volkstümlichen Turnens zu fördern. Durch Nachforschungen in den Archiven der heutigen Kreiszeitung Wesermarsch ist es uns gelungen, den Gründungstermin des damaligen Turnvereins zu dokumentieren. Man kann dort nachlesen, dass am 18. Oktober 1898 das erste Mal geturnt wurde. Leider haben wir fast keine Unterlagen unserer Vereinsgeschichte, die den Zeitraum vor dem 2. Weltkrieg betrifft. Die im Jahre 1945 einrückenden Kanadier haben alle Unterlagen und auch unsere Vereinsfahne vernichtet.

Aber wir wissen, dass unsere in den Nachkriegsjahren verstorbenen Bürger, die Herren Johann Holsten, Johann Hennings, August Freels und Dietrich Holsten Mitbegründer des Turn- und Sportvereins waren und in verantwortlichen Stellen dem Verein lange die Treue gehalten haben. Anlässlich des 60-jährigen Jubiläums unseres Vereins wurden diese Herren zu Ehrenmitgliedern ernannt. Es ist bekannt, dass schon fünf Jahre nach Gründung des Vereins im Jahre 1903 ein Turnfest des Butjadinger Turnerbundes in Schwei stattfand.

Bereits 10 Jahre danach, im Jahr 1913,fand wiederum ein großes Butjadinger Turnfest in Schwei statt. Es wurde laut Aussage des inzwischen verstorbenen Turnbruders Gustav Adolf Schmidt, der dieses Fest organisierte, als eines der besten Turnfeste seiner Zeit bezeichnet. Zu dieser Zeit war der altbekannte Schneidermeister Fritz Cattelmann aus Norderschwei Vorsitzender des Vereins. Es bestanden auch eine zeitlang zwei Turnvereine. Der eine Verein nannte sich "Blüh Auf"; der zweite setzte sich überwiegend aus Bauernkreisen zusammen. Während der Schulmeister Willi Blohm als Turnlehrer fungierte, kam es in den Jahren 1914/1915 zum Zusammenschluss beider Vereine. Im Jahre 1924 errang eine Schleuderballmannschaft unseres Vereins die Verbandsmeisterschaft.

Der Verein erlebte seine damalige Blütezeit bis zu Anfang der 30er Jahre. Geführt wurde er damals von Herrn Anton-Günter Thienemann. Es wurde zu dieser Zeit aktiv an Geräten geturnt. Es machte keine Schwierigkeiten, mit 4 Mannschaften an Turnieren teilzunehmen.
Ein Name aus dieser Zeit dürfte noch vielen bekannt sein: Ernst Cornelius. Als Spitzenturner brachte er viele Urkunden mit nach Hause. Nach dieser Zeit leiteten in abwechselnder Reihenfolge Georg von Seggern, Ernst Cornelius und OttoSchnieder die Geschicke des Vereins, bis es zum Ausbruch des 2. Weltkrieges kam und der Turnbetrieb eingestellt wurde. Nach Kriegsschluss wurde im Jahr 1946 wieder ein Anfang gemacht. Es war Alfred Lübben, der zusammen mit Georg Ankermann, Jakob Rick, Heinrich Runge, Gerhard Schudock, Enno Gagel-mann, Inga Ehlers, Ernst Cornelius, Helmut Segebade, Albert Winkels, Karl-Hans Lagershausen und Herbert Padloch den Verein wieder ins Leben rief.

Bedenkt man, dass die Gemeinde Schwei im Jahre 1946/47 bereits 2900 Einwohner zählte, war es logisch, dass das sportliche sowie das kulturelle Leben wieder in Schwung kam. Ernst Cornelius übernahm noch in der "Reichsmark-Zeit" die Führung des Vereins.

Heinrich Behrens aus Kötermoor stellte eine Weide zur Verfügung und sehr schnell spielten eine Herren- und eine Jugendmannschaft erfolgreich Fußball. Unter der Leitung von Konrad Müller haben beide Mannschaften z. B. im Jahre 1950 26 Punktspiele und 23 Freundschaftsspiele ausgetragen. Hubert Hoffmann mit seinem "Dreirad Tempo"- ohne Verdeck -, war der Transporteur. Die Mannschaften wurden allmählich kleiner und schließlich durch die einsetzende Dorfflucht aufgelöst.

Der Verein, inzwischen stark verschuldet, unterstützte die neu gegründete Tischtennisabteilung, die sehr erfolgreich war und bis zur Kreismeisterschaft vordrang. Auch hier hat Hubert mit seinem Dreirad treue Fahrdienste geleistet. Unvergessene Abenteuer erinnern an diese Zeiten.
Der Verein brauchte unbedingt eine Finanzspritze, denn eine Verschuldung von 1000,- DM waren nicht zu verantworten und zu damaliger Zeit fast nicht zu verkraften. So kam es im Jahr 1947 dazu, eine Vereinskapelle auf die Beine zu stellen. Sie wurde nachher unter dem Namen "Melodia" bekannt und machte in erster Zeit kostenlos für unsere Vereinsfeste Musik, um dem Verein wieder auf die Beine zu helfen. Aber auch eine Theatergruppe, mit sehr guten Laienspielern bestückt, hatte Glück mit ihren Plattdeutschen Stücken.

Theaterspielen war damals kein Zusatzgeschäft. Ich erinnere mich noch gern an diese fernsehlose Zeit, wo Idealismus noch groß geschrieben wurde. Wir wollen uns bei allen Musikanten und den Laienspielern bedanken, denn sie haben dafür gesorgt, dass Heino Meyer, der über 30 Jahre die Kassengeschäfte des Vereins geführt hat, seinen Verpflichtungen nachkommen konnte. Es konnten Geräte angeschafft werden und unter Beteiligung der Lehrerschaft kam auch das Turnen wieder in Schwung.

Wilhelm Rose, Lehrer in Norderschwei, leitete von 1950 bis 1961 die Geschicke des Vereins. Er gab dem Verein, dem örtlichen Leben und dem Gesangverein neue Impulse. Hatte man seit 1948 schon um einen Sportplatz gekämpft, - von einer Turnhalle ganz zu schweigen, so bestand durch die im Jahr 62 erfolgte Wahl des 1. Vorsitzenden Georg von Seggern, Gemeindedirektor der Gemeinde Schwei, die Hoffnung, eine geeignete Lösung zu finden. Mit Georg von Seggern hatte der Verein einen Mann gefunden, der sich bereits lange Jahre in der Turnbewegung betätigte. Er stand immer zur Verfügung, wenn es sich um örtliche sportliche Probleme handelte, die gelöst werden mussten. Er hat zusammen mit den damals fungierenden Gemeinderäten ganz entscheidend dafür gesorgt, dass wir heute eine vorbildliche Sportanlage, wenn auch mit einer jetzt zu kleinen Turnhalle, benutzen dürfen.

Diese Sportanlage, die sich bereits bei vielen Sportfesten, Butjadinger Turnfesten, usw. sehr gut bewährt hat, erscheint uns im kulturellen und sportlichen Leben unseres Dorfes als äußerst wichtig.
Nach dem Ableben von Georg von Seggern übernahm der damalige 2. Vorsitzende Rudolf Bookmeyer kommissarisch den Vorsitz und durch die im Jahre 1973 erfolgte Jahreshauptversammlung wurde Günther Wilken-Johannes mit dem Posten des 1. Vorsitzenden betraut.

Im gleichen Jahr feierten wir das 75-jährige Bestehen des Vereins, verbunden mit dem Butjadinger Turnfest. Es war eine Mammutveranstaltung mit rund 500 Teilnehmern. Eine Tischtennisabteilung wurde aufgebaut. Unter der Leitung von Günter Dietrich wurden auch hier hervorragende Ergebnisse erzielt. Vorsichtig wurde auch wieder eine Fußballabteilung aufgebaut. Immer mit der Angst im Nacken: Die haben uns schon einmal fast ruiniert". Aber alles ging gut. Unter der Leitung " von Joseph (Jupp) Struth wurden die Schweier zu bekannten Gegnern. Nach dem Zusammenschluss der SG Schwei, Seefeld, Rönnelmoor ist die ehemalige Fußballabteilung ein eigenständiger Verein. Am 27. Oktober 1978 wurde vom TuS Schwei ein Antrag an den Rat der Gemeinde Stadland gestellt, uns einen Außentennenplatz zu errichten. Dank des unermüdlichen Einsatzes von Günter Wilken-Johannes wurde am 23. August 1982 der Platz durch den damaligen Bürgermeister, Herrn Knupp, seiner Bestimmung übergeben.

Jetzt konnte in den Sommermonaten Tennis, Volleyball, Völkerball, Faustball usw. draußen auf dem Tennenplatz gespielt werden. Nach kurzer Zeit zeigte der Platz seine ersten Mängel. Der Belag hielt nicht und musste erneuert werden. Inzwischen ist der nördliche Teil des Platzes soweit abgesackt, dass er dringend saniert werden muss. Im November 1982 verstarb Herr Günter Wilken-Johannes. Er hat sich um den TuS Schwei verdient gemacht.

Vom 11. März 1983 bis zum 17. März 2004 war Erwin Heidemann mit dem Amt des 1. Vorsitzenden betraut. Auf der am 17. März 2004 abgehaltenen Jahreshauptversammlung wurde Tim Spiekermann zu seinem Nachfolger bestimmt. Wir versuchen, den eingeschlagenen Weg kontinuierlich fortzusetzen. Inzwischen hat der TuS Schwei über 500 aktive und passive Mitglieder. Abschließend möchte ich feststellen, dass ein Turnverein, auch wenn er 100 Jahre alt geworden ist, immer noch jung ist und bleibt. Der Turn- und Sportverein Schwei ist ein nicht wegzudenkender Faktor im kulturellen und sportlichen Leben unseres Ortes. Breitenarbeit zu betreiben soll auch in Zukunft unsere dringlichste Aufgabe sein. Nicht unbedingt Ruhe erhält die Gesundheit.
Der 100-jährige TuS Schwei wird auch in Zukunft jung bleiben.

Erwin Heidemann
Ehrenvorsitzender